Die Zeiten sind vorbei, in denen die Hauptaufgaben eines Mannes nur darin bestanden, finanziell und materiell für das Wohl der Familie zu sorgen. Es hat inzwischen nicht nur eine Emanzipation der Frau stattgefunden, sondern dadurch wurde auch die Emanzipation des Mannes in den Gang gesetzt. Kaum ein Aspekt macht dies so deutlich wie die Möglichkeit der Vaterkarenz.
Wie sieht die Lage in Österreich aus?
Die Zahlen, Studien und Statistiken sprechen dafür, dass immer mehr Väter sich der Erziehung ihrer Kindern widmen und damit zufrieden sind. In den vergangenen Jahren machten Männer in Österreich unter den Kindergeld- bzw. Karenzbezieher mehr als 2 % aus, Tendenz steigend. Überdurchschnittlich viele Männer gingen in der Landeshauptstadt Wien in Vaterkarenz, wo der Prozentsatz bei rund 4 % lag. Offizielle Umfragen haben zudem ergeben, dass beinahe zwei Drittel aller österreichischen Väter oder werdenden Väter mit dem Gedanken spielen, in Karenz zu gehen. Zwar liegt Österreich in der Realität noch deutlich hinter Ländern wie Island und Schweden, in denen ein Viertel bis ein Drittel der Väter in Karenz geht, doch dank staatlicher Förderung nimmt die Zahl konstant zu.
Was bedeutet die Väterkarenz?
Im Gegensatz zum Vaterschaftsurlaub, welcher als Gegenstück zum Mutterschaftsurlaub schon relativ früh geschaffen wurde, zielt die Väterkarenz darauf hin, dass Väter sich über den unmittelbaren Zeitraum nach der Geburt hinaus mit ihren Kleinkindern zu Hause beschäftigen. Dies kann bedeuten, dass sie ihren Beruf ganz aufgeben oder in die sogenannte Karenz gehen und dafür eine Art Kindergeld beziehen. In Österreich werden Lohnersatzleistungen an Väter in Karenz gezahlt, wobei auch mehrere Abschnitte und kurze wie lange Phasen am Stück berücksichtigt werden. Dabei ist das Alter des Kindes oder die Situation der Mutter nicht ausschlaggebend, sondern der Karenzzeitpunkt darf frei gewählt werden. Auch eine Nebentätigkeit ist in dieser Zeit erlaubt, aber nur bis zu einem bestimmten Hinzuverdienst pro Monat, wenn man Karenzgeld in Anspruch nimmt.
Wer profitiert von diesem Modell?
Studien aus den skandinavischen Vorbildländern belegen, was zu vermuten war und als Beweggrund für die Karenzeinführung in Österreich diente: Familien profitieren vom Modell der Väterkarenz. Nicht nur dient es dem Erhalt der Beziehung, wenn sich Frauen von ihren Männern in der Kindererziehung tatkräftig unterstützt wissen, auch die Kinder profitieren davon. Es ist möglich, die Hausarbeit aufzuteilen und daher über insgesamt mehr Zeit zu verfügen, mit den Kindern zu spielen und zu lernen. Da die Vaterkarenz in jedem Alter und auch über längere Zeiträume hinweg möglich ist, wird nicht nur die Nachgeburtsphase abgedeckt. Frauen bekommen durch diese Karenz eine Chance auf Berufstätigkeit und emanzipierte Männer auf aktive und erfüllende Teilhabe an der Kindererziehung.